Die
Deutsche Bahn AG plant eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke durch eines
der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, den Spessart.
Die geplante Trasse mit einer Nord- und Südgabelung zerreißt den Naturpark
Spessart von Gelnhausen bis in das bayerische Sinntal und wird zu einem
ökologischen Vernichtungsfeldzug dieser alten reich strukturierten Kulturlandschaft
führen.
Der ökonomische Nutzen steht in keinem Verhältnis zu der katastrophalen
ökologischen Bilanz.
Der SPESSART ist eine Mittelgebirgslandschaft, die sich über Hessen und
Bayern erstreckt. Der Waldanteil des Spessarts in Hessen beträgt etwa
70 %.Seine Reichtümer sind Holz und
Wasser. Das anstehende Gestein ist überwiegend Buntsandstein. Eine antrophogene
Nutzung war stets nur bedingt möglich. Wo sie stattfand, entstand ein
Mosaik an Kleinlebensräumen (u.a. Hutelandschaft, extensive Mähwiesen,
die noch in Relikten vorhandene Form der spessarttypischen "Siegener Rückenwiesen",
einer alten kulturhistorisch bedeutsamen Form der bäuerlichen Wiesennutzung,
die im bayerischen Sinntal in einem Teilbereich wiederhergestellt wird).
In den vergangenen Jahrhunderten wurde der Wald genutzt durch Glashütten,
Köhlerei, Salinenbetrieb,
Waldweide und Streunutzung.
Nach der Übernutzung des Laubwaldes hatte die Aufforstung mit Nadelholz
großen Erfolg.
Die Forstwirtschaft strebt seit Jahrzehnten die sukzessive Umwandlung
in Laubwald an, vor allem in den potentiell natürlichen Eichen- und Buchenwald.
Heute sind reine Fichtenbestände nur noch an wenigen Standorten vorhanden.
Durch die großflächigen unzerschnittenen Waldungen und die geringe Bevölkerungsdichte
bot der Spessart die besten Voraussetzungen für erfolgversprechende und
mittlerweile gelungene Wiederansiedlungsprojekte von ausgerotteten und
bestandsbedrohten Tierarten wie Biber, Wildkatze und Strömer.
Wiederansiedlungversuche mit der Flußperlmuschel sind vorgesehen.
Tiere, die auf großflächige Landschaften mit geringen Störungen angewiesen
sind, wie der Schwarzstorch, Kolkrabe, Rauhfußkauz und der Sperlingskauz,
finden hier ihre Refugien.
Im Planungsbereich der ICE-Trasse liegen die Landschaftgsschutzgebiete
"Vogelsberg/Hess. Spessart", "Auenverbund Kinzig" und "Grund-
und Bergwiesen Jossa und Sinn".
Dort befinden sich die naturnahen Fließgewässer wie Jossa und Sinn, für
deren Bereich das Projekt "Auenrenaturierung Jossa-Sinn" erstellt wurde.
Die "Perlen des Joßgrundes" sind seine Naturschutzgebiete wie "Hoher Berg
von Lettgenbrunn", der "Beilstein" - eines der ältesten deutschen Naturschutzgebiete
- ,der "Sahlensee von Mernes", die "Kirschenwiesen von Marjoß" und "Müsbrücke-Speckesteg".
Die bedeutendsten Vorkommen der bestandsbedrohten"Schachblume"
(Fritillaria meleagris) in Mitteleuropa, befinden sich in den länderübergreifenden
hessisch-bayerischen Naturschutzgebieten "Sinnwiesen von Altengronau"
und "Sinngrund".
Neben einer Reihe von potentiellen FFH-Gebieten sind Naturwaldreservate
und Trinkwasserschutzgebiete betroffen.
Die Zerstörung dieser Lebensräume aus reinbetriebswirtschaftlichen Gründen,
bedingt durch den "geringen Raumwiderstand", verstößt gegen die Richtlinien
der AGENDA 21 und der FFH-Richtlinie.
Im Rahmen von "European Cultural Paths" (ECP), einem europäischen Partnerprojekt
(Dänemark, Schweden, Norwegen und Estland), das im Rahmen des Programms
"RAPHAEL" der EU gefördert wird, ist auch "Der Spessart als Kulturlandschaft"
enthalten.
Eine Zerstörung des SPESSARTS, des Natur-Erbes unserer Nachkommen,
darf sich ein Staat, der sich Kulturnation nennt, zu Beginn des 21. Jahrhunderts
nicht leisten.
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